Gesprächshaltungen

Allein und verlassen im Labyrinth?

Die innere Einstellung machts

Um eine Gesprächssituation zu schaffen und zu erhalten, die von Vertrauen und Glaubwürdigkeit geprägt ist, kommt es nicht nur auf Einstellungen an, die dieses Ziel befördern (Verbindlichkeit, Offenheit u.ä.). Ebenso wichtig ist es, solche Haltungen zu erkennen, die auf das Verhindern oder Stören einer solchen Gesprächssituation aus sind (dazu gehören nicht nur Provokation oder offen unverschämtes Verhalten, sondern auch Langatmigkeit, Ichbezogenheit oder Anbiederei).

Gesprächshaltungen bilden die Grundlage für jedes Gespräch. Mit folgenden Fragen können Sie sich in Bezug auf Ihre eigene Gesprächshaltung vorbereiten bzw. Ihre Einstellung während des Gesprächs kontrollieren:

  • Mit welchem Gefühl führe ich das Gespräch?
  • Welche Atmosphäre herrscht während des Gesprächs?
  • Bin ich in der Lage bzw. habe ich die Möglichkeit, mich auf Person und Lage meines Gesprächspartners einzustellen?
  • Kann ich mein Gesprächsverhalten auf meinen Gesprächspartner abstellen?

Da sich das Gesprächsverhalten in erster Linie und vor allem auf der sprachlichen Ebene vollzieht, geben wir im Folgenden einige Beispiele, auf welche Weise sprachliche Äußerungen bestimmte Haltungen und Einstellungen widerspiegeln.

Umkehrbarkeit oder Wechselseitigkeit

Hierunter sind Gesprächshaltungen zu verstehen, die die Kompetenz der Gesprächspartners betreffen. Im Vorstellungsgespräch steht eine Aussage wie: "Fassen Sie sich kurz, ich habe noch weitere Termine!" zwar dem Interviewer, nicht aber dem Befragten zu, ist also nicht umkehrbar. Um eine produktive Gesprächssituation zu schaffen, ist es aber wichtig, dass das, was A zu B sagt, auch umgekehrt möglich ist. Auch wird man mit Sicherheit ehrlichere Antworten erhalten, wenn man anstrebt, ein weitgehend "partnerschaftliches" Gesprächsverhalten zu praktizieren.

Noch einmal: Glaubwürdigkeit

Da es uns hier um den Erhalt einer positiven und konstruktiven Gesprächssituation geht, beschreiben wir im Folgenden positive Grundhaltungen, auf deren Gegensätze allerdings leicht zu schließen ist.

Die wichtigste Gesprächshaltung für eine produktive Atmosphäre ist Glaubwürdigkeit. Unglaubwürdig wirken Sie, wenn Sie sagen: "Ich habe deshalb so lange Informatik studiert, um nebenbei noch allgemein bildende Vorlesungen besuchen zu können." Glaubwürdig wirkt hingegen, wenn Sie sagen: "Es stimmt, ich habe recht lange studiert. Bedenken Sie aber, dass ich wegen einer Verletzung bei einem Auslandsaufenthalt fast ein Jahr krank war. Ich habe die Zeit aber genutzt, indem ich zu Hause meine Sprachkenntnisse vertieft habe. Außerdem habe ich neben meinem Studium folgende Praktika absolviert: ..."

Sensibilität und soziales Gespür

Stellen Sie sich vor, Ihr Gesprächspartner hat mit Ihnen ein situatives Interview geführt. Er spielte die Rolle eines Lieferanten, dem Sie eine neue Produktlinie vorstellen sollten, um ihn für neue Aufgaben zu gewinnen/überzeugen. Sie haben mit dieser Situation nicht gerechnet, stellen darüber hinaus fest, dass Sie nicht gut genug aufgepasst haben, als Ihnen im Zusammenhang mit der Beschreibung Ihres Aufgabengebietes diese Produktlinie vorgestellt wurde, da nicht Ihre künftige Abteilung dafür zuständig ist. Ihr Gegenüber beendet dieses Rollenspiel mit den Worten: "Es muss Sie jetzt sehr enttäuschen, in dieser Situation versagt zu haben, nicht wahr?"

Eine solche Bestätigung dessen, was Sie ja selber gemerkt haben, verrät wenig Sensibilität und ist verletzend. Sie können jetzt nur noch versuchen, das Gesicht zu wahren, etwa, indem Sie sagen: "Nun, aus Misserfolgen müssen wir lernen. Wenn Sie mir die Gelegenheit dazu geben, kann ich Ihnen zeigen, wie ich die neue Produktreihe in unserem Verkaufsgeschäft platziere."

Rücksicht und Wohlwollen

Für Ihre eigene Strategie ist ebenso wichtig zu erkennen, ob Sie es mit einem eher wohl wollenden oder einem rücksichtslosen Gesprächspartner zu tun haben. Diese Einstellung kann sich zum Beispiel auch non-verbal zeigen, etwa in auffälligen Gesten der Ungeduld (wiederholtes starkes Räuspern, lautes Klopfen mit den Fingern auf die Tischplatte usw.), wenn Sie einmal ins Stocken geraten oder länger überlegen müssen.

Sie können versuchen, eine solche Situation zu entspannen, indem Sie Verständnis zeigen, etwa: "Ich kann mir gut vorstellen, wie Sie sich jetzt fühlen. Ich muss nur gerade meine Gedanken sortieren." Und dann empfiehlt es sich, laut weiter zu denken: "Wo waren wir stehen geblieben? Sie wollten wissen, ob ... Habe ich Sie da richtig verstanden?" Der "schwarze Peter liegt jetzt wieder bei Ihrem Gesprächspartner, der Ihnen jetzt eine positive Rückmeldung geben muss. Inzwischen haben Sie genügend Zeit gehabt, um Ihre ins Stocken geratene Argumentation in Schwung zu bringen. Im besten Falle beziehen Sie Ihren Gesprächspartner sogar dabei mit ein.

Zusammengefasst:

Insbesondere Äußerungen, die Sensibilität, soziales Gespür, Rücksicht und Wohlwollen vermissen lassen, können ein Indiz dafür sein, wie gut Sie bei ihrem Gegenüber "ankommen" (Ausnahme: Stressgespräch). Reagieren Sie, wie im Stressgespräch, ruhig und gelassen. Versuchen Sie, durch aufmerksames Beobachten herauszufinden, ob derartige Äußerungen vielleicht nur in der Persönlichkeit Ihres Gegenübers liegen, nicht aber bei Ihnen. Bleiben Sie gleich bleibend freundlich und argumentieren Sie weiterhin sachlich.

Quelle: JOBworld