Gesprächsstrategien

Allein und verlassen im Labyrinth?

Kein Gespräch verläuft wie das andere

Wie ein Vorstellungsgespräch verläuft, hängt vor allem von der Gesprächsstrategie und der Persönlichkeit Ihres Gesprächspartners ab. Grundsätzlich können Gespräche in offener, halb offener oder standardisierter Form stattfinden, daneben gibt es die (Teil-) Strategien Stressgespräch und situatives Interview. Was ist darunter zu verstehen?

Standardisiertes Interview

Im standardisierten Interview wird der Gesprächsverlauf durch einen im Vorfeld erarbeiteten Ablauf fest definiert. Das Gespräch selbst erlaubt wenig Flexibilität, da die Fragen der Reihe nach "abgehakt" werden.

Standardisierte Gespräche nehmen oft den Charakter eines "Verhörs" an und lassen eine "künstliche" Situation entstehen.

Ihr Vorteil

Da solche Gespräche weniger von der Person des Interviewers beeinflusst werden, steht hier die Sachebene weitgehend im Vordergrund, bleibt also für Missverständnisse auf der Beziehungsebene weniger Raum. Außerdem haben Sie die Sicherheit, dass nichts Wesentliches vergessen wird, Sie also nach allen für das Unternehmen wichtigen Informationen gefragt werden.

Halb-standardisiertes Interview

Bei dieser Gesprächsform sind zwar die Hauptthemenbereiche festgelegt (in Form von Checklisten oder Leitfragen), doch obliegen die Art der Fragestellung und die Reihenfolge dem Interviewer. Das sichert beides: Strukturierung des Gesprächs und Flexibilität des Verlaufs.

Ihr Vorteil

Es bleibt Ihnen genügend Freiraum, interessante Bereiche zu vertiefen und andere kürzer zu fassen. Das bietet Ihnen Einflussmöglichkeiten, die Sie durch aktives Verhalten und Ihre Fragen nutzen können.

Das offene Gespräch

Ein solches Gespräch wird Sie am meisten an eine "normale" Unterhaltung erinnern. Es ist die flexibelste, aber auch subjektivste Gesprächsform: Sein Verlauf und seine Strukturierung hängt ganz wesentlich von der persönlichen Vorgehensweise des Interviewers, seiner Erfahrung und Kompetenz ab, ebenso aber auch von Ihnen und Ihrem eigenen Gesprächsverhalten.

Ihr Vorteil

Hier können Sie durch Ihr eigenes Verhalten am stärksten Akzente setzen.

Stressgespräch

Dies ist eine Gesprächsform, die im Vorstellungsgespräch nie als vorherrschende gewählt wird. Wohl aber kann sie Bestandteil einer bestimmten Phase des Gesprächs sein, um Ihre Belastbarkeit und Widerstandskraft auf die Probe zu stellen. Der Druck, der hier auf Sie ausgeübt wird, ist enorm. Die Techniken reichen von Beleidigungen und Provokationen, wiederholtem Unterbrechen und langen (in dieser Situation quälenden) Pausen bis hin zu subtilen Formen wie Ironie, Sarkasmus und Spott.

Hier ist oberstes Gebot, Ruhe zu bewahren, denn Sie müssen einiges "wegstecken". Denken Sie an die Strategie des Gesprächspartners und nehmen Sie Angriffe nicht persönlich. Hilfreich ist es, wenn Sie Ihrem Gesprächspartner eine Rolle zuordnen, etwa die eines Kunden, der sich heftig beschwert. Bedenken Sie: Wenn Sie die Fassung verlieren, haben Sie verloren.

Ihr Vorteil

Wenn Sie diesen Belastungstest gut meistern, hinterlassen Sie mit Sicherheit einen bleibenden Eindruck.

Das situative Interview

Auch diese Gesprächsform ist, wie das Stressgespräch, nur ein Bestandteil einer übergeordneten Strategie. Hier sollen reale Situationen "simuliert" werden, wodurch Ihr Gesprächspartner herausfinden will, wie Sie sich in solchen Situationen wirklich verhalten. Besonders gerne werden Verkaufsgespräche simuliert, wobei Sie aufgefordert werden, Ihrem Gesprächspartner, der in die Rolle des Kunden schlüpft, ein Produkt, das er Ihnen vorher beschrieben hat, zu verkaufen.

Hier wird Ihnen eine hohe situative Flexibilität abverlangt. Nicht nur zeigt es Ihrem Gesprächspartner, wie gut Sie im Gesprächsverlauf zuhören (da es sich immer auf Informationen bezieht, die während des Gesprächs erarbeitet wurden). Es zeigt auch, wie gut Sie Ihre verbal bekundeten Kompetenzen in aktives Verhalten umsetzen können.

Ihr Vorteil

Hier können Sie Ihre Kompetenzen beweisen, da Ihr Gegenüber sehr direkt und realistisch erfährt, was Sie können.

Quelle: JOBworld