Offene und geschlossene Fragen

Die häufigsten Fragetechniken

Zeitgewinn contra Information

Diese Unterscheidung ist die grundsätzlichste, weil sie im Prinzip alle Fragetypen umfasst. Eine Frage ist geschlossen, wen sie nur eine Antwort zusässt: Ja, Nein, Vielleicht. Sie spricht daher, im Gegensatz zur offenen Frage, das komplexe Denken nicht an. Beispiele: "Sind Sie mit der Bahn hergekommen?" "Möchten Sie etwas trinken?"

Der Informationsgehalt der Antworten ist entsprechend gering, der Zeitgewinn, wenn es um weniger wichtige Dinge geht, die allerdings angesprochen werden müssen, ist hingegen enorm: Darin liegt die wichtigste strategische Entscheidung, da man den gesamten Stoff des Gesprächs vorab nach Wichtigkeit abstufen muss. Offene Fragen veranlassen dagegen den Antwortenden zu freier Formulierung. Entsprechend hoch ist der Informationsgehalt der Antworten, da bereits die Fragestellung möglichst umfassende Informationen aus ist. Beispiel: "Wie haben Sie hierhergefunden?" "Welches waren die Schwerpunkte Ihrer bisherigen Tätigkeit?" Eine offene Frage beginnt also meistens mit einem Fragewort. Doch gilt es auch hier, zweierlei zu beachten.

Was zu beachten ist...

  1. Ein guter Gesprächsführer wird die Frage nach Gründen niemals als "Warum"-Frage stellen, es sei denn, er will die Belastbarkeit und Souveränität des Bewerbers auf die Probe stellen ("Stressinterview"): Der so Befragte sieht sich nämlich unwillkürlich in Rechtfertigungszwang und nimmt eine Verteidigungshaltung ein. Die Frage "Aus welchen Gründen" ist verbindlicher und bietet außerdem die Möglichkeit, mehrere Gründe zu nennen.
  2. Fragen nach dem Zeitpunkt ("Wann"-Fragen) dienen der Rückversicherung und sind daher als geschlossene Fragen aufzufassen. Weitschweifige Antworten, etwa über die Geschichte, wie es dazu kam, sollten tunlichst vermieden werden.

Aufgrund des hohen Informationsgehaltes sind offene Fragen die vorherrschende Fragetechnik im Vorstellungsgespräch. Allerdings werden geschlossene Fragen immer dann eingesetzt, wenn man vom Befragten eine ganz bestimmte Antwort erhalten will (Stichwort: Zeitgewinn). Sie signalisieren dem Befragten dann: "Fassen Sie sich hierzu möglichst kurz, dies ist ein Nebenthema!" Durch ihren zuweilen suggestiveren, weil verbindlichen, Charakter sind sie allerdings auch ein beliebtes Mittel, den Bewerber zur Zustimmung zu etwas zu bringen, dem dieser "normalerweise" nie zustimmen würde (Beispiel: Ja-Straße).

Die häufigsten Fragetechniken

Quelle: JOBworld