Die Bremer Stadtmusikanten, oder: Ein Märchen macht Schule

Bewerbungsstrategie

Was waren das noch Zeiten ...

... als man einen Beruf erlernte, um ihn dann ein paar Jahrzehnte lang auszuüben, sich dabei langsam und stetig aus einfachen Verhältnissen zu gewissem Wohlstand "emporzuarbeiten", damit man schließlich, Opa oder Oma geworden, den Kindern und Kindeskindern das Liedlein von der Treue, die vergoldet wird, vorsingen konnte: - "Alles selbst verdient" - durch eigene Leistung, die schon belohnt wird: Ein schönes Märchen ...

Ist es heute nicht eher so?

"Es hatte ein Mann einen Esel, der schon lange Jahre die Säcke unverdrossen zur Mühle getragen hatte, dessen Kräfte aber nun zu Ende gingen, sodass er zur Arbeit immer untauglicher ward. Da dachte der Herr daran, ihn aus dem Futter zu schaffen, aber weil der Esel merkte, dass kein guter Wind wehte, lief er fort und machte sich auf den Weg nach Bremen: dort, meinte er, könnte er ja Stadtmusikant werden." Mit anderen Worten: Die Fürsorge, vor allem für ältere Arbeitnehmer, steht heute nicht mehr gut im Kurs.

Der Leidensweg der Zuverlässigkeit

Doch haben der Esel, der Hund, die Katze und der Hahn - allesamt gefeuerte "erfahrene Mitarbeiter" ihrer Arbeitgeber, das Beste aus ihrer Arbeitslosigkeit gemacht: Sie haben sich zusammengeschlossen, ein eigenes Unternehmen gegründet und ein Produkt entwickelt, das man heute noch kennt: die "Bremer Stadtmusikanten".

Wenn wir allerdings einen Blick auf die "Lebensläufe" der Vier werfen, wird eines deutlich: wie sträflich ihre früheren Arbeitgeber, damals "Brotgeber" genannt, deren kreative Potenzen haben brach liegen lassen. Denn neben der Geschichte des Esels ist die des Hundes: "Weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde, auch auf der Jagd nicht mehr fort kann, hat mich mein Herr wollen totschlagen." Und die der Katze ist um keinen Deut besser: "Weil ich nun zu Jahren komme, meine Zähne stumpf werden und ich lieber hinter dem Ofen sitze und spinne, als nach Mäusen herumjage, hat mich meine Frau ersäufen wollen." Und der Hahn? "Da hab ich gut Wetter prophezeit, weil unserer lieben Frauen Tag ist, wo sie dem Christkindlein die Hemdchen gewaschen hat; aber weil morgen Gäste kommen, so hat die Hausfrau der Köchin gesagt, sie wollte mich morgen in der Suppe essen." Vor allem dem Esel ist es zu verdanken, dass sich die Vier nicht haben hängen lassen, sondern eine Bestandsaufnahme vornahmen, die sich gewaschen hat:

Kapitalbewertung 1

Das Startkapital

Der Arbeiter (Esel): Er ist sich für keine Arbeit zu Schade, wenn sie dem Erfolg des Gesamtunternehmens dient. Dabei ist er außerordentlich belastbar und verrichtet auch schwerste Arbeiten schnell und zuverlässig. Sein umfassendes Wissen um alle Arbeitsabläufe des Unternehmens qualifiziert ihn darüber hinaus zum idealen "Rationalisierer" und "Optimierer" der Betriebsprozesse.

Das Verkaufsgenie (Hund): Ihn zeichnet eine ausgeprägte "Spürnase" für Erfolg versprechende Geschäfte aller Art und Güte aus. Und wehe dem, der ihm in die Klauen gerät: seine Fähigkeit, sich so lange "festzubeißen", bis ein (für das Unternehmen) erfolgreicher Abschluss erzielt wurde, ist geradezu sprichwörtlich. Mit seiner Wendigkeit und Schnelligkeit ist er darüber hinaus stets in der Lage, auch die unterschiedlichsten Geschäfte stets unter einen Hut zu bringen und zu meistern.

Die leitende Angestellte (Katze): Mit einem hochsensiblen Ordnungssinn ausgestattet, ist sie stets auf der Jagd nach allem, was auch nur im entferntesten das reibungslose und störungsfreie Funktionieren der alltäglichen Arbeitsabläufe stört. Dabei hat sie ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem entwickelt (quasi "hinter dem Ofen sitzend ausgesponnen"), das in der Lage ist, auch in den entlegensten Winkeln Störfälle (und Störenfriede!) aufzuspüren und zu entfernen.

Der Wissenschaftler (Hahn): Im Bereich Marktforschung, Branchenkenntnis und Kundenbedürfnisse ist er unschlagbar. Mit seinem Wissen und seiner Berufserfahrung erkennt er auch unscheinbarste Änderungen der "Wetterlage" schon lange, bevor andere überhaupt eine erste Ahnung davon erlangen. Dadurch ist er in der Lage, geeignete Gegenmaßnahmen zu einem Zeitpunkt zu entwickeln und einzuleiten, der dem Unternehmen beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche (Neu-) Positionierung bietet.

Und alle vier sind , last not least, Meister in der Kunst des Delegierens.

Kapitalbewertung 2:

Der Zuerwerb

Der wichtigste Zuerwerb, der die Vier auf die Erfolgsspur gebracht hat, ist im Bereich des Marketing angesiedelt.
"Weißt du was?" sprach der Esel (zum Hund),
1) "ich gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant,
2) geh doch mit mir: Ich spiele die Laute
3) und du schlägst die Pauken."
Den zweiten Zuerwerb erzielten die Vier im Bereich Corporate Design:
4) "Ei, du Rotkopf', sagte der Esel (zum Hahn), wir ziehen nach Bremen; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, so muss es eine Art haben."
Als Drittes schließlich eroberten sich die Vier den äußerst diffizielen Bereich des Arbeitsrechts:
5) "Ei was, alter Bartputzer", sagte der Esel zur Katze. "Geh mit uns nach Bremen. Du verstehst dich doch auf die Nachtmusik, da kannst du ein Stadtmusikant werden."
Und das Bemerkenswerteste an all ihren neuerworbenen Fähigkeiten ist, dass sie allesamt in der Persönlichkeit dieser vier Pioniere der ICH AG wurzeln.

Erläuterungen:

1) "Stadtmusikant": die griffige Formel, auf welche die Vier ihre umfassende Beratungsstrategie gebracht haben. Motto: Die Stadt sind wir - hier spielt die Musik.
2) "Die Laute": Das "Markenzeichen" der Vier, ihr "Gimmick", so zu reden: Sie leiteten jede Bekanntmachung und Neuerung mit einem wohlklingenden Saitenklang ein.Eine der Hauptursachen ihres durchschlagenden Erfolges.
3) "Die Pauken": Erklärt sich eigentlich von selbst: Ein anderes Wort für "Werbetrommel".
4) "Gute Stimme": Auch nicht schwer zu verstehen: "Mit einer Stimme sprechen" ist schließlich ein wichtiges Ziel des Corporate Design.
5) "Nachtmusik": Mit der (auch ästhetischen!) Ausgestaltung (und damit zugleich der Veränderung) von Nachtarbeit, die sich damals in nichts (und damit auch nicht in der Entlohnung) von der Tätigkeit des "Tagelöhners" unterschied, hat alles angefangen ...

"... und wenn sie nicht gestorben sind ..."

Die "EHKH Bremer Agentur für Unternehmenssicherheit und Prozessoptimierung GmbH & Co. KGaA" hat sich, auch über die Stadtgrenzen von Bremen hinaus, durch ihre gut 150-jährige überdurchschnittliche Beratungstätigkeit einen Namen gemacht. Die Geschichte ihrer Entstehung ist mittlerweile fester Bestandteil fast aller deutschsprachigen und sehr vieler außerdeutschen Haushalte. Schade eigentlich, das bislang nur wenige Menschen von den Ideen der vier Gründerväter Gebrauch gemacht haben.

Denn: Zwar kann man niemanden zu seinem Glück zwingen; aber, wie der Wahlspruch des Grauschimmels so schön sagt: "Etwas Besseres als den Tod finden wir allemal!"

Quelle: JOBworld