Gutes Zeugnis

Musterzeugnisse - und was sie bedeuten

Einleitung

Herr Theodor Ludwig, geboren am 20. September 1958 in Neuss, wurde ab dem 1. September 1982 nach Abschluß seines Studiums als Sachbearbeiter in der Ausbildungsabteilung eingesetzt.

Aufgaben (Einleitung)

Er war zuständig für die Planung und Organisation sämtlicher Aus- und Fortbildungsmaßnahmen sowie den Entwurf und die Herstellung von Lehr- und Lernmitteln. Außerdem war er als Referent bei Aus- und Fortbildungsveranstaltungen tätig.

Aufgaben (detailliert)

Bereits hier zeigte Herr Ludwig, dass er außerordentlich lern- und leistungswillig ist. Er wurde deshalb auf eigenen Wunsch und zur Verbreiterung seiner Kenntnisse in die Kreditabteilung versetzt. Nach entsprechender Einarbeitung bearbeitete er teils auch schwierige Engagements und führte den damit verbundenen Schriftwechsel. Ab Oktober war Herr Ludwig aufgrund seiner fundierten Fachkenntnisse und im Zuge seiner beruflichen Förderung als Leiter ders Referats Berufsausbildung tätig. Zu diesem Zeitpunkt wurde ihm Handlungsvollmacht erteilt, ab 1. Januar 1990 Prokura. Ab dem 1. Juli 1995 leitete er für ein halbes Jahr zusätzlich zu seinem Aufgabengebiet kommissarisch das Referat Planung und Kontrolle.

Leistungs-Bewertung und Führung, Sozialvehalten

Herr Ludwig verfügt über breites betriebliches Wissen. Durch Überarbeitung sämtlicher Seminarbausteine der Berufsausbildung hat er seinen Wissensstand aktuell gehalten. Mit personalpolitischen Fragestellungen des Verbandes, wie Bewerberwahl, Einstellungstests, Betreuung und Ausbildung, Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat, Mitarbeit bei gesamtwirtschaftlichen und gesellchaftspolitischen Fragen in Arbeitskreisen und Kommissionen, ist er vertraut.

Als fachkundiger Referent und Vertreter unseres Hauses in sämtlichen Fragen der Berufsausbildung war er bei Banken und Verbänden akzeptiert und geschätzt. Mit seinen von Engagement und Effizienz geprägten überzeugenden Leistungen stellte er uns voll zufrieden. In seinem Referat schuf er ein produktives und anregendes Arbeitsklima, in dem sich auch anspruchsvolle Mitarbeiter wohl fühlten. Seine Führung war jederzeit einwandfrei. Die Zusammenarbeit mit ihm verlief aufgrund seines sicheren Auftretens, seiner teamorientierten Arbeitsweise, seiner Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit sehr angenehm.

Beendigungsformel mit Bedauern, Zukunft und Erfolg

Herr Ludwig hat das Arbeitsverhältnis auf eigenen Wunsch zum 29. Februar gekündigt, um sich finanziell zu verbessern. Wir bedauern diesen Entschluß, danken ihm für die langjährige Mitarbeit und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.

Kommentar:

Vorhanden Aussparungen
Überschrift, Einleitung, Aufgaben (allg.), Aufgaben (detaill.), Leistungsbewertung, Führung, Sozialverhalten, Beendigungsformel, Bedauern, Dank, Zukunftswunsch Erfolgswunsch

Die Einleitung sowie der Beginn der Tätigkeitsbeschreibung ist passivisch formuliert. Das wird von Personalfachleuten gerne als Hinweis für fehlende Initiative und Engagement des Mitarbeiters bewertet. Auch, dass Herr Ludwig für ein bestimmtes Gebiet "zuständig war", enthält noch keine Aussage, ob und wie er seine Aufgaben erfüllte. Es ist in jedem Falle besser, schon die Aufgebenbeschreibung aktiv zu formulieren und schon hier mit Verben wie "leitete" oder "übernahm" zu operieren.

Denn mangelnde Eigeninitiative und Engagement kann man aufgrund dieses Zeugnisses Herrn Ludwig weiß Gott nicht absprechen. Deshalb wurde ja auch seinem Versetzungswunsch entsprochen und ihm schließlich Handlungsvollmacht und Prokura erteilt. Zu der insgesamt glanzvollen Beschreibung der Leistungsentwicklung steht allerdings die Formulierung "mit seinen Leistungen stellte er uns voll zufrieden" in einem gewissen Gegensatz, bedeutet sie doch letzten Endes die Note befriedigend. Dies kann auf Unwissenheit beruhen, denn die Leistungen waren "von Engagement und Effizienz geprägt" - ungewöhnlich für nur befriedigende Leistungen.

Allerdings wirkt der Kündigungsgrund "um sich finanziell zu verbessern" negativ und ist deshalb nicht zulässig: legt er doch nahe, dass die Firma nicht bereit war, ein höheres Gehalt zu zahlen, um Herrn Ludwig zu halten. Der fehlende Erfolgswunsch wirkt in dieser Hinsicht verdachtserhärtend.

Mit den beiden Unschönheiten liegt dieses Zeugnis zwischen gut und befriedigend. Verstärkt man allerdings die volle Zufriedenstellung mit dem Wörtchen stets, ersetzt den Kündigungsgrund durch die Formulierung "um sich neuen Aufgaben zu stellen" und stellt den Zukunftswünschen den Erfolgswunsch an die Seite, kann man von einem rundum guten bis sehr guten Zeugnis sprechen - selbst wenn man bei den passivischen Eingangsformulierungen bliebe.

Musterzeugnisse - und was sie bedeuten

Quelle: JOBworld